Ich habe viel gelesen in diesen Zeiten, wo andere Anregungen wie Kino, Konzerte, Cafes... und das Zusammenkommen mit Menschen leider aktuell so reduziert sind.
Heute ein Buchtipp zum Thema Herkunft:
Sehr beeindruckt hat mich, natürlich neben vielem anderen gutem Stoff, das Essay von Mely Kiyak "Frausein".
Für mich steht es in einer Linie mit Annie Ernaux` Buch "die Jahre" und auch von ihrem Buch "Scham";vor allem bei "die Jahre" war ich beim Lesen begeistert von der Stofflichkeit der Beschreibung ihrer Kindheit und Herkunft, wie konkret sie sich zum Beispiel an Werbung oder Dinge erinnert.
Und damals habe ich mir gewünscht, dass das ein/e deutsche Schriftsteller/in auch versucht, schnipselartig bildhaft sich zu erinnern an die Kindheit, an die Herkunft...und auch zu versucht, wie bei dem wohl autobiographischen französischen Text von Edouard Louis "wer hat meinen Vater umgebracht", die Eltern zu verstehen, auch wenn vieles einen auch schmerzhaft geprägt hat und man die Herkunfts"schicht" und die Herkunftsgegend fluchtartig und für immer verlassen hat.
Mely Kiyak schreibt ebenso schnipselartig wie liebevoll über ihre große Familie und vor allem darüber wie sie als Mädchen und als kleiner Mensch wertgeschätzt wurde und das ist schön, und ich wünsche mir, dass es so eine ähnliche Kindheit noch viel öfter gegeben hat. Sie schreibt aus der Perspektive der Tochter einer Einwandererfamilie in die BRD, was leider immer noch zu selten ist und deshalb besonders empfehlenswert.
Daniela