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Von Frauen und Kohlmeisen und der "Damenwahl"

"Das Vogelhaus" von der niederländischen Philosophin und Schriftstellerin Eva Mejer ist ein wunderbares Buch, wenn man mal wieder Lust hat sich auf ein eher skuriles Thema einzulassen: auf das Leben mit Vögeln. Und mit Leben ist in diesem Fall wirklich Zusammenleben- und wohnen gemeint: wir tauchen ein in das Leben einer Frau, die sich von klein auf mit Vögeln beschäftigt und von ihrem Vater lernt sie auch zu pflegen, zu hegen und aufzupäppeln. Es beginnt um 1900, und wir durchleben beim Lesen zusammen mit ihr, Gwendolyn Howard, die ersten 70 Jahre des 20.Jahrhunderts in England. Wir lernen eine Frau kennen, die sich von ihrem familiären Strukturen emanzipieren will, die sich beruflich als Geigerin in ein Orchester wagt, die Liebe sucht und findet, die beiden großen Kriege miterlebt und letztendlich den heimischen Vögeln und der Erforschung ihrer Kommunikation ihr Herz öffnet. Und auch ihren Verstand, denn sie macht daraus über viele Jahre ein Forschungsprojekt und veröffentlicht dazu Fachartikel, im Buch werden die Beobachtungen zu den einzelnen Vögeln, mit denen sie teilweise jahrelang zusammenlebt, zwischen die Kapitel eingebaut. Beeindruckend wie die Autorin kleinste Naturbeobachtungen und Gefühle beschreiben kann...

Ein quasi semi-domentarischer Roman, denn diese Vogelforscherin gab es wirklich. Spannend.

Und wer zur Abwechslung mal wieder ein Sachbuch lesen will hier meine aktuelle Empfehlung: "Female choice" von Meike Stoverock. Die promovierte Biologin saust  mit einem ungeheuren Fachwissen durch die Jahrtausende der menschlichen Evolution und durch die Welt des tierischen Paarungsverhaltens, um festzustellen, dass der Beginn des Ackerbaus das Paarungsverhalten der Menschen grundlegend verändert hat zu Ungunsten der Frauen und der Umwelt und dass aktuell Zeiten anbrechen, wo sich das wieder ändert, was massive Auswirkungen haben könnte: auf die chronische Besitzgier des Menschen und die Zerstörung der Natur und das die "Besitzgewalt" von Männern gegenüber Kindern und Frauen langsam beendet, wenn es gelingt mit den Konsequenzen aus diesen Beobachtungen und Entwicklungen sensibel umzugehen.

 

Daniela


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