Der November ist angebrochen und es wird Zeit die Begeisterung für Geflochtenes Süßgras
von Robin Wall Kimmerer (Aufbau- Verlag) zu teilen:
Mich hat besonders fasziniert beim Lesen wie sie ihre spirituell-ökologischen Haltung beschreibt: wie zu der Herkunft aus einem indigenen Volk und dem tradierten Wissen dieser Kultur der Wunsch nach "mehr-wissen-wollen" kam, Schulbildung und Universitätsausbildung, eine Professur, Mutterschaft und das große Bedürfnis all diese Teile , die zu ihr und die zusammen gehören miteinander zu verbinden. Und sich eben auch als Menschenfrau als Teil der Natur zu verstehen.
"Hier am Haardtrand ist man nah an der Natur. Felder, Weinberge, Wald...Robin Kimmerer erzählt uns auch vom Wald und von Walderdbeeren, aber denen aus Nordamerika. Und von einem Teich voller Algenplage, von Flüssen, die man für Fische erst wieder schwimmbar machen muss, und vom Handwerk, das schon beginnt mit dem Aussuchen des richtigen Holzes, des richtigen Baumes ... all das ist bei ihr sehr gegenwärtig. Ja, ihr Land ist weit weg, aber ihre Geschichten kommen uns nah, gehen uns alle an.
Sie ist Professorin für Umweltbiologie am College für Umwelt-und Forstwissenschaften der State University of New York und Angehörige des indigenen Volkes der Potawatomi. Dadurch ist sie auch vertraut mit den alten indigenen Weisheiten, dem Wertesystem, das diese Völker entwickelt haben, um miteinander in ihrer Umgebung gut zu leben. Wenn über lange Zeit viele Menschen von dem leben müssen, was die Natur hergibt, entwickeln sich durch intensive Beobachtungen ungeschriebene Gesetze, Weisheiten, die den Umgang mit den knappen Ressourcen regeln: Gesetze des ehrenvollen Erntens und eine starke Kultur der Dankbarkeit.
Sie kann so gut erzählen. Wissenschaft trifft Weisheit, trifft Poesie. Und sie hat ein starkes Anliegen: Aus dem Wissen der Vergangenheit eine Vision für die Zukunft bauen, in der der Mensch nicht die Krönung der Schöpfung ist, auserwählt, sich seine Mitgeschöpfe untertan zu machen, sondern, wie in den indigenen Schöpfungsmythen, der jüngere Bruder, der als letzter dazugekommen ist und noch am meisten zu lernen hat. Als Studentin hat sie die Sprache der Wissenschaft gelernt und dabei gemerkt, dass genau in dieser höchstmöglichen Objektivierung unser Problem im Umgang mit der Natur als Gesamtheit von allem Lebendigen liegt. So werden Pflanzen, Tiere, ja sogar unsre Mitmenschen reduziert zu Objekten, die wir beobachten, aber auch benutzen und ausbeuten dürfen und sogar sollen. Aber Respekt vor der Natur und Dankbarkeit für ihre Geschenke weisen uns den Weg, wie wir besser leben und überleben können.
In den USA 2013 erschienen, wurde das Buch dort ein Überraschungsbestseller und ist auch heute noch brandaktuell.
Auch die Hörbuchfassung kann ich uneingeschränkt empfehlen, Eva Matthes hat es wunderbar eingelesen."
Danke, liebe Bücherfreundin Doris!